Osterode Nahezu mittelalterlich wurde es in der Sendung „Plattenkiste“ von NDR 1 Niedersachsen am 18. Juni. Zwischen 12 und 13 Uhr waren Großkomtur Klaus Becker und Fred-Rainer Dunemann von der „Alte Pankgrafen-Vereinigung von 1381 zu Berlin bei Wedding an der Panke“ aus der Vasallenstadt Osterode-Land bei Moderatorin Martina Gilica zu Gast.
Es ist ein Ritterorden, der sich auf seinen Urahn „Graf Udo mit der gespaltenen Klaue“ beruft und das Motto „Freundschaft – Wohltun – Vaterland“ humorvoll lebt. Wenn die 20 Osteroder Mitglieder auf Reisen, auf ihre Ritterfahrten, gehen, tragen sie ihr historisches Ornat. Ursprünglich trafen sich „15 honorige Herren“ in einer Berliner Gaststätte, verrät Fred-Rainer Dunemann. Die schworen sich, nicht über Politik zu sprechen. Dann, 1881, wurden noch 600 Jahre extra für den Ritterorden „dazu gelogen“, schmunzelt er. Von Berlin aus breitete sich das dann über das ganze Bundesgebiet aus. Neue Mitglieder, wie es auch Klaus Becker einst war, werden als Gast von einem der Pankgrafen eingeladen zu einem der Remterabende. Wenn man einige Male dabei war und es nicht nur dem Gast, sondern auch den Alten Pankgrafen gefällt, kann man mit einer besonderen Nadel zum „Freund der Pankgrafen“ werden. Als nächstes folgt dann der Aufstieg zum sogenannten „Kumperkaten“, so dass die Regeln gelernt werden können. Nach mindestens einem Jahr ist der weitere Aufstieg möglich – mit Ritterschlag als Pankgraf, natürlich in Berlin.
Derzeit ist es nicht ganz einfach, die Politik außen vor zu lassen, aber es gelingt den Pankgrafen trotz gelegentlicher Gespräche über solche Themen, persönliche „politische Lager“ außen vor zu lassen, erklärt Klaus Becker, der sich als ehemaliger Bürgermeister natürlich viel mit Politik beschäftigt. Er musste sich mit den Pankgrafen nie über politische Entscheidungen unterhalten – das genießen alle Mitglieder. Dazu gehört auch das Motto: Es wird Freundschaft untereinander gehalten. Wohltun bezieht sich darauf, Elend zu erkennen und etwas dagegen zu tun – mit direkter Hilfe am Ort. Vaterland steht dafür, das eigene Vaterland zu achten wie auch das eines jeden anderen.
Natürlich haben die Pankgrafen beim Motto „Wohltun“ in diesem Jahr schon eine Ausnahme gemacht und für die Ukraine gespendet. Im vergangenen Jahr spendeten sie für die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal. In ihrer Nähe gehen die Spenden beispielsweise an den Hospizverein, die Notfallseelsorge oder die Erziehungsberatungsstelle. Wenn die Pankgrafen in Osterode von einer Familie in Not hören, helfen sie auch direkt mit Geld, denn dort sehen sie ja, wie es verwendet wird. Es sind keine gesammelten Spenden, sondern solche aus den Reihen der Pankgrafen – und das alles geschieht im Stillen, versichert Klaus Becker. Die Treffen sind an jedem dritten Mittwoch im Monat. Wer mag, kann gern Kontakt aufnehmen, und dann wird gegenseitig geprüft, ob es passt, denn es ist eine große Verpflichtung, die ein Pankgraf eingeht. Es gibt zwei verschiedene Arten von Ritterfahrten, die die Pankgrafen unternehmen: freundschaftlicher Besuch oder „für Ordnung zu sorgen mit Waffengewalt“ zu bestimmten Anlässen, wobei der Sachverhalt konstruiert ist, verraten die Gäste. Wenn die Pankgrafen in ihrem Ornat aufmarschieren, ist das immer ein tolles Bild. Zu Pfingsten konnten die Osteroder Pankgrafen ihr 50. Jubiläum feiern. Es wurde als großes Fest begangen mit Blasmusik und vielen Gästen, mit Festakt im Rathaus und einem Festremter. (Text: Pressemitteilung des NDR)
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